Holunder pflanzen und ernten
Holunder ist eine vielseitige Pflanze, die nicht nur mit ihren duftenden Blütendolden im Frühjahr begeistert, sondern im Spätsommer auch köstliche Beeren liefert. Mit etwas Planung und den richtigen Pflegeschritten kannst Du Deinen eigenen Holunderstrauch anlegen und Jahr für Jahr reichlich ernten. In dieser Anleitung erfährst Du alles Wichtige – von der Wahl des richtigen Standorts bis zur Verarbeitung der geernteten Früchte.

Holunder pflanzen und ernten
Inhaltsverzeichnis
- Auswahl des optimalen Standorts
- Die richtige Holundersorte auswählen
- Pflanzzeit und Pflanzvorbereitung
- Pflanzung Schritt für Schritt
- Bodenpflege und Düngung
- Schnitt und Formschnitt im ersten Jahr
- Pflege im Sommer: Gießen und Unkrautmanagement
- Erntezeitpunkt und Erntetechnik
- Verarbeitung und Haltbarmachen der Beeren
- Winterschutz und langfristige Pflege
1. Auswahl des optimalen Standorts
Der Erfolg beim Holunder beginnt mit dem passenden Standort. Holunder (Sambucus nigra) bevorzugt helle bis halbschattige Plätze, kann aber auch in voller Sonne gedeihen, solange der Boden nicht austrocknet. Achte darauf, dass der Standort windgeschützt ist, da starke Winde die Blüten und Zweige beschädigen können. Ein leicht erhöhtes Beet oder eine leichte Hanglage verhindern Staunässe, die Wurzelfäule begünstigt. Holunder toleriert verschiedene Bodentypen, am wohlsten fühlt er sich jedoch in nährstoffreichem, humosem Lehmboden. Wenn Dein Garten eher sandig oder lehmig-tonig ist, kannst Du durch Kompost oder gut verrotteten Mist die Bodenstruktur verbessern. Miss den pH-Wert Deines Bodens: Ein Wert zwischen 6,0 und 7,5 ist ideal. Kalkhaltige Böden werden toleriert, sehr saure Böden kannst Du mit Gartenkalk aufbereiten. Denke langfristig: Holundersträucher werden mehrere Meter hoch und breit, plane genügend Abstand zu Gebäuden oder Gehwegen ein. Ein Abstand von mindestens 2,5 bis 3 Metern zu anderen Pflanzen oder Mauern schafft genügende Luftzirkulation und verhindert Konkurrenz um Nährstoffe.
2. Die richtige Holundersorte auswählen
Es gibt verschiedene Sorten von Holunder, die sich in Wuchsform, Ertrag und Frosthärte unterscheiden. Sambucus nigra ist die klassische heimische Art mit schwarzen Beeren, gut geeignet für Most oder Sirup. Spezialisierte Zuchtsorten wie ‘Haschberg’ oder ‘Korsør’ bieten frühere und ergiebigere Ernten. Wenn Du Platz sparen möchtest, sind kompakte Sorten wie ‘Johns’ oder Säulenholunder ideal, da sie schlanker und weniger ausladend wachsen. Für den Ziergarten eignen sich Sorten mit rosa Blüten oder roten Beeren (z. B. Sambucus racemosa), sie sind allerdings weniger ertragreich in der Frucht. Frage in der Gärtnerei nach Pflanzen aus regionaler Herkunft, sie sind an klimatische Bedingungen vor Ort angepasst und daher robuster. Entscheide zudem, ob Du verwilderte Sämlinge aus der Umgebung kultivieren oder doch lieber robuste Containerpflanzen aus der Baumschule nehmen willst. Containerpflanzen haben oft ein gut entwickeltes Wurzelwerk und verkürzen die Anlaufzeit bis zur ersten Ernte. Bei wurzelnackten Pflanzen achte darauf, die feinen Wurzeln nicht auszutrocknen und pflanze sie unmittelbar nach dem Kauf.
3. Pflanzzeit und Pflanzvorbereitung
Die beste Pflanzzeit für Holunder ist im Herbst, idealerweise zwischen Oktober und November. Dann hat der Boden noch genug Wärme, um die Wurzelbildung zu fördern, und der Austrieb im Frühjahr erfolgt kraftvoll. Alternativ kannst Du im zeitigen Frühjahr pflanzen, sobald der Boden frostfrei ist und sich erste Knospen zeigen. Bereite den Pflanzbereich zwei Wochen vorher vor: Entferne Unkraut, lockere den Boden auf und arbeite zur Verbesserung der Struktur reifen Kompost oder gut verrotteten Stallmist ein. Grabe ein Pflanzloch, das doppelt so breit und etwa gleich tief wie der Wurzelballen ist. Hebe beim Ausheben eine Pflanzgrube mit lockerem Mutterboden auf eine Seite und bearbeite die andere Seite für die Pflanze. Falls der Boden sehr schwer ist, mische etwas Sand und Kies zu, um Staunässe zu vermeiden. Eine Mulchschicht aus Rindenmulch oder Stroh hält den Boden nach dem Pflanzen feucht und unterdrückt Unkraut, idealerweise setzt Du sie jedoch erst nach dem ersten Austrieb im Frühjahr auf.
4. Pflanzung Schritt für Schritt
Beim Einsetzen der Holunderpflanze achtest Du darauf, dass die Veredelungsstelle knapp über Bodenhöhe bleibt. Setze den Wurzelballen in die Mitte des Lochs, fülle das Pflanzloch bis zur Hälfte mit angereichertem Aushub auf, trete ihn leicht an und gieße gründlich an. Fülle dann das restliche Loch, trete erneut an und forme eine kleine Gießmulde um den Stamm. Diese Mulde sorgt dafür, dass das Wasser direkt zu den Wurzeln gelangt. Direkt nach dem Pflanzen ist ein Gießen von circa 10 bis 20 Litern wichtig. In den ersten zwei Jahren solltest Du bei Trockenheit regelmäßig wässern, idealerweise morgens oder abends. Wenn Du mehrere Sträucher pflanzt, halte einen Abstand von 2 bis 3 Metern, damit sich jeder ausreichend entfalten kann. Kennzeichne frisch gepflanzte Holunder mit einem Schutz gegen Wildverbiss, zum Beispiel mit einem Pflanzenkragen. So werden Triebe und Rinde vor Reh- oder Kaninchenfraß geschützt.
5. Bodenpflege und Düngung
Holunder ist relativ anspruchslos, profitiert jedoch von jährlicher Bodenpflege. Im zeitigen Frühjahr arbeitest Du eine ausgewogene organische Düngung mit Kompost oder hornspänenreichem Dünger in die obere Bodenschicht ein. Ein Phosphor-Kalium-Dünger fördert Blüten- und Fruchtentwicklung; stickstoffbetonte Düngemittel solltest Du sparsam einsetzen, da sie das vegetative Wachstum übermäßig fördern können. Zwischen den Holundersträuchern hältst Du den Boden unkrautfrei, denn Unkraut entzieht Nährstoffe und Wasser. Mulchen mit Grasschnitt, Rindenmulch oder Laub schützt die Bodenstruktur, speichert Feuchtigkeit und fördert das Bodenleben. Ein Bodenfeuchte-Monitor kann helfen, den optimalen Feuchtigkeitsgehalt sicherzustellen: Holunder mag keine Trockenheit, sondern gleichmäßige Bedingungen. Achte auf Anzeichen von Nährstoffmangel, wie gelbe Blätter (Stickstoffmangel) oder verkürzte Internodien (Phosphormangel), und reagiere mit gezielter Düngergabe.
6. Schnitt und Formschnitt im ersten Jahr
Im ersten Jahr ist es wichtig, den Holunder durch einen leichten Schnitt zu strukturieren. Direkt nach der Pflanzung entfernst Du nur beschädigte oder kreuzende Äste. Im späten Winter schneidest Du etwa ein Drittel der stärksten Triebe bodennah ab. Das fördert neue, kräftige Seitentriebe und verhindert zu lange, schlanke Schosse. Vermeide einen Radikalschnitt, da junge Pflanzen noch nicht stark genug sind. Der Formschnitt sorgt dafür, dass sich im zweiten Jahr eine buschige Krone bildet. Schneide senkrecht wachsende Triebe raus, die nach innen treiben, um die Belüftung im Inneren des Strauchs zu verbessern und Pilzkrankheiten vorzubeugen. Werkzeuge wie eine scharfe Astschere und Teleskopschneider sollten sauber und desinfiziert sein, um keine Übertragung von Krankheitserregern zu riskieren.
7. Pflege im Sommer: Gießen und Unkrautmanagement
Während der heißen Sommermonate solltest Du besonders auf gleichmäßige Bodenfeuchte achten. Gieße bei Trockenheit regelmäßig und tiefgründig, statt häufig nur oberflächlich zu sprühen. Einmal wöchentlich 20 bis 30 Liter pro Pflanze sind bei starkem Ausfall von Niederschlägen empfehlenswert. Unkrautregelmäßig jäten oder mulchen, um Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe zu minimieren. Beobachte Deine Pflanzen auf Schädlingsbefall wie Blattläuse oder Wurzelfliege: Natürliche Feinde wie Marienkäfer oder Brennnesseljauche helfen, das Gleichgewicht zu erhalten. Achte zudem auf Pilzbefall, erkennbar an schwarzen Flecken auf den Blättern oder welken Trieben. Entferne befallene Pflanzenteile sofort und entsorge sie außerhalb Deines Komposts. Ein vorsichtiger Rückschnitt von Ästen verbessert die Luftzirkulation und reduziert Feuchträume, in denen Pilzsporen überdauern.
8. Erntezeitpunkt und Erntetechnik
Die Holunderbeeren reifen in der Regel von Ende Juli bis Anfang September, je nach Sorte und Standortbedingungen. Die Beeren sollten voll ausgereift und tief dunkelviolett sein – grüne oder rote Früchte enthalten giftige Verbindungen und schmecken unangenehm. Ernte idealerweise an einem trockenen Tag am Vormittag, wenn der Tau verdunstet ist. Schneide ganze Dolden mit einer scharfen Schere ab, anstelle einzelner Beeren zu zupfen. So bleibt die Fruchtgruppe intakt und beschädigt die Beeren weniger. Lege die Dolden in flache Schalen, um Quetschungen zu vermeiden. Sofort nach der Ernte solltest Du die Beeren weiterverarbeiten oder kurz lagern – roh sind sie in großen Mengen leicht abführend und können Magenreizungen auslösen. Für längere Haltbarkeit empfiehlt sich das Einfrieren oder Trocknen.
9. Verarbeitung und Haltbarmachen der Beeren
Aus Holunderbeeren lassen sich viele Köstlichkeiten zaubern: Sirup, Gelee, Marmelade, Saft und Wein. Vor der Verarbeitung wäschst Du die Beeren vorsichtig und entfernst Stiele und grüne Früchte. Für Sirup kochst Du die entstielten Beeren mit Wasser auf, lässt sie etwa 15 Minuten köcheln und seihst die Flüssigkeit durch ein feines Sieb. Das so gewonnene Konzentrat mischst Du mit Zucker oder Honig im Verhältnis 1:1 und füllst es heiß in sterile Flaschen. Marmelade erhältst Du mit Gelierzucker (1:1), während für Gelee die Flüssigfassung ausreicht. Saft kannst Du durch eine Saftpresse gewinnen oder die Beeren einfrieren, auftauen und anschließend pressen. Alternativ ist Trocknen eine gute Methode: Im Dörrgerät dauern ganze Dolden etwa 6–8 Stunden bei 55 °C. Getrocknete Beeren sind ideal für Tee oder zum Aromatisieren von Müsli.
10. Winterschutz und langfristige Pflege
Holunder ist relativ frosthart, benötigt aber in kalten Wintern einen leichten Schutz. Eine Mulchschicht aus Laub oder Rindenmulch am Wurzelhals schützt vor Frosteinwirkung und Temperatursprüngen. Junge Pflanzen kannst Du zusätzlich mit einem Vlies umwickeln, um Wind und Frost abzuhalten. Entferne den Winterschutz jedoch im Frühjahr rechtzeitig, um Pilzbefall durch eingeschlossene Feuchtigkeit zu vermeiden. Jedes Frühjahr schaust Du Dir die Pflanzen erneut an und entfernst tote oder beschädigte Äste. Ein jährlicher im späten Winter ausgeführter Formschnitt hält den Holunder in Form und regt neuen Fruchtholzansatz an. Mit einer durchdachten Pflege wirst Du lange Freude an Deinem Holunderstrauch haben und Jahr für Jahr reichlich ernten können.
Thema | Empfohlene Zeit / Maßnahme | Hinweise |
---|---|---|
Pflanzzeit | Oktober–November oder Februar–März | Boden frostfrei und locker |
Pflanzabstand | 2,5–3 Meter | Luftzirkulation und Nährstoffkonkurrenz |
Düngung | Frühjahr; organisch (Kompost, Hornspäne) | Stickstoff sparsam, Phosphor/Kalium gezielt |
Schnitt (erstes Jahr) | Später Winter, 1/3 der Haupttrieb bodennah abschneiden | fördert buschige Krone |
Gießen (Sommer) | 20–30 Liter/Woche | tiefgründig, nicht nur oberflächlich |
Erntezeit | Ende Juli–Anfang September | nur voll dunkle Beeren |
Verarbeitung | Sirup, Gelee, Marmelade, Trocknen | Beeren entstielen, grüne Früchte entfernen |
Winterschutz | Mulch, Vlies (jung) | feuchtigkeitsregulierend, frühzeitig entfernen |
Lebensdauer Holunder | 20–30 Jahre | regelmäßiger Formschnitt fördert Vitalität |
Beliebte Sorten | Haschberg, Johns, Korsør | Auswahl je nach Platz und Ertrag |