Was sind Tannine?
Wenn Du Wein liebst, bist Du sicherlich schon auf den Begriff „Tannine“ gestoßen. Oft wird er verwendet, wenn es um den Geschmack und die Struktur von Wein geht. Doch was verbirgt sich dahinter genau? Sind Tannine wirklich so wichtig? Welche Rolle spielen sie beim Weingenuss, und wie beeinflussen sie Geschmack und Lagerfähigkeit? In diesem Artikel erfährst Du alles, was Du über Tannine wissen solltest: von ihrer Herkunft und Bedeutung bis hin zu ihrer Wirkung auf den Wein – anschaulich, verständlich und ganz ohne Fachchinesisch.

Was sind Tannine?
Inhaltsverzeichnis
- Was genau sind Tannine?
- Woher kommen Tannine?
- Welche Rolle spielen Tannine im Wein?
- Wie schmecken Tannine?
- Unterschiede zwischen Rot- und Weißwein
- Warum sind Tannine für die Lagerung wichtig?
- Wie Du den Tanningehalt im Wein erkennst
- Können Tannine auch unangenehm sein?
- Welche Wirkung haben Tannine auf die Gesundheit?
- Fazit: Die richtige Balance macht den Genuss
1. Was genau sind Tannine?
Tannine, oft auch als Gerbstoffe bezeichnet, sind natürliche pflanzliche Substanzen. Chemisch betrachtet gehören sie zu den Polyphenolen und zeichnen sich durch eine zusammenziehende (adstringierende) Wirkung auf Mund und Zunge aus. Sie reagieren mit Proteinen und sorgen für ein trockenes, pelziges Mundgefühl, das Du beim Trinken bestimmter Weine oder Tees kennst. Obwohl sie in vielen Pflanzen vorkommen, werden sie besonders häufig mit Wein in Verbindung gebracht. Im Wein spielen sie eine entscheidende Rolle für Geschmack, Struktur und Haltbarkeit.
2. Woher kommen Tannine?
Tannine entstehen in der Natur als Schutzmechanismus der Pflanzen vor Fressfeinden und Schädlingen. Besonders reich an Tanninen sind Traubenschalen, Kerne und Stiele – weshalb sie vor allem in Rotweinen zu finden sind. Aber nicht nur Trauben enthalten Gerbstoffe: Auch Tee, Schokolade, Nüsse, Kaffee und viele Früchte wie Äpfel, Birnen oder Quitten besitzen diese Stoffe. Im Wein werden die Tannine hauptsächlich während der Maischegärung aus den Schalen und Kernen extrahiert, aber auch durch Lagerung in Holzfässern können weitere Tannine hinzukommen.
3. Welche Rolle spielen Tannine im Wein?
Im Wein erfüllen Tannine mehrere wichtige Funktionen. Sie sorgen zunächst für Struktur und ein harmonisches Mundgefühl. Gerbstoffe geben Rotwein seine charakteristische Trockenheit und Körperfülle, außerdem stabilisieren sie Farbe und Geschmack. Weiterhin wirken sie antioxidativ und schützen den Wein vor frühzeitiger Alterung und Oxidation. Ein hoher Tanningehalt macht Weine haltbarer und ermöglicht ihnen, über viele Jahre hinweg zu reifen und sich dabei geschmacklich zu entwickeln.
4. Wie schmecken Tannine?
Wenn Du schon einmal schwarzen Tee zu lange ziehen gelassen hast, kennst Du das Gefühl, das Tannine im Mund verursachen: trocken, rau und zusammenziehend. Genauso wirken sie im Wein. In geringen Mengen verleihen Tannine einem Wein Struktur und Komplexität, in höheren Konzentrationen können sie bitter oder unangenehm pelzig schmecken. Reife, gut eingebundene Tannine sind weich und samtig, während junge Tannine oft noch kantig und aggressiv wirken. Mit der Zeit werden sie milder und harmonischer, weshalb gut tanninhaltige Weine häufig etwas Lagerzeit benötigen.
5. Unterschiede zwischen Rot- und Weißwein
Tannine findest Du vor allem in Rotwein, da dieser bei der Herstellung länger auf der Maische liegt und dadurch mehr Gerbstoffe aus Schalen und Kernen extrahiert werden. Weißwein hingegen enthält meist deutlich weniger Tannine, da er oft ohne oder nur mit kurzer Schalenkontaktzeit hergestellt wird. Einige wenige Weißweine, etwa solche, die in Holzfässern reifen, können jedoch geringe Mengen Tannin enthalten. Deshalb schmecken Rotweine meist kräftiger und herber, während Weißweine frischer und leichter wirken.
6. Warum sind Tannine für die Lagerung wichtig?
Tannine haben die Fähigkeit, Sauerstoff zu binden und verhindern so, dass der Wein zu schnell altert oder oxidiert. Sie wirken wie natürliche Konservierungsstoffe und tragen wesentlich zur Langlebigkeit von Rotweinen bei. Wenn Du einen Wein für eine längere Lagerung auswählst, sollte er also eine ausreichende Menge an Tanninen enthalten. Mit der Zeit reagieren diese Gerbstoffe miteinander, verändern ihre Struktur und sorgen so dafür, dass der Wein geschmacklich harmonischer, weicher und komplexer wird.
7. Wie Du den Tanningehalt im Wein erkennst
Der Tanningehalt eines Weines lässt sich relativ einfach erkennen: Ein Wein mit viel Tannin hinterlässt ein trockenes, adstringierendes Gefühl im Mund. Nach dem Schlucken bleibt oft eine leicht pelzige Empfindung auf Zunge und Gaumen zurück. Auch die Farbe des Weins gibt Dir einen Hinweis: Dunkle, intensiv gefärbte Rotweine enthalten oft mehr Tannin als hellere Weine. Ein Cabernet Sauvignon oder ein Barolo hat beispielsweise deutlich mehr Tannine als ein leichter Pinot Noir oder Beaujolais.
8. Können Tannine auch unangenehm sein?
Ob Tannine als angenehm oder unangenehm empfunden werden, ist individuell unterschiedlich. Sehr hohe Tanningehalte wirken auf viele Menschen zu rau und austrocknend. Besonders junge Rotweine haben oft noch nicht ausreichend gereifte Gerbstoffe, die zunächst als bitter empfunden werden können. Durch gezieltes Belüften (Dekantieren) kannst Du solche Weine jedoch weicher und harmonischer machen. Einige Menschen reagieren empfindlich auf Tannine und bevorzugen daher tanninarme Weine.
9. Welche Wirkung haben Tannine auf die Gesundheit?
Tannine gelten in moderaten Mengen als gesundheitsförderlich. Sie besitzen antioxidative Eigenschaften und können so vor Zellschäden durch freie Radikale schützen. Außerdem werden ihnen entzündungshemmende und antivirale Wirkungen zugeschrieben. In größeren Mengen können Tannine allerdings auch nachteilig wirken, indem sie beispielsweise die Aufnahme von Eisen aus der Nahrung beeinträchtigen. Daher ist es ratsam, tanninreiche Getränke oder Speisen nicht gleichzeitig mit eisenhaltigen Lebensmitteln einzunehmen.
10. Fazit: Die richtige Balance macht den Genuss
Tannine sind unverzichtbarer Bestandteil vieler Weine und prägen deren Geschmack, Struktur und Lagerfähigkeit entscheidend. Richtig dosiert und gut eingebunden sorgen sie für Tiefe und Komplexität. Entscheidend ist dabei stets die Balance: Ein guter Wein lebt vom Zusammenspiel zwischen Frucht, Säure und Tannin. Wenn Du lernst, Tannine bewusst wahrzunehmen und zu genießen, eröffnet sich Dir eine neue Dimension des Weingenusses.
Tabelle: Tanningehalt verschiedener Weinsorten (alphabetisch sortiert)
Weinsorte | Typischer Tanningehalt | Geschmacklicher Eindruck |
---|---|---|
Barbera | Mittel | Fruchtig, moderate Gerbstoffe |
Barolo | Sehr hoch | Sehr tanninreich, lange lagerfähig |
Beaujolais | Niedrig | Fruchtig, wenig Tannin |
Blaufränkisch | Mittel-hoch | Kräftig, ausgewogene Struktur |
Cabernet Franc | Mittel-hoch | Würzig, gut strukturiert |
Cabernet Sauvignon | Hoch | Kräftig, markante Gerbstoffe |
Carmenère | Mittel | Würzig, weiche Tannine |
Chianti | Mittel-hoch | Herbe Struktur, gut lagerfähig |
Dornfelder | Mittel | Fruchtbetont, moderate Tannine |
Grenache | Mittel | Weich, samtig |
Malbec | Hoch | Intensiv, kräftige Gerbstoffe |
Merlot | Mittel | Rund, geschmeidige Tannine |
Montepulciano | Mittel-hoch | Ausgewogen, trockene Gerbstoffe |
Mourvèdre | Hoch | Kräftig, rustikal |
Nebbiolo | Sehr hoch | Komplex, trockene Gerbstoffe |
Nero d’Avola | Mittel | Fruchtig, dezente Tannine |
Pinot Noir (Spätburgunder) | Niedrig-mittel | Elegante, feine Tannine |
Primitivo | Mittel | Vollmundig, weiche Gerbstoffe |
Sangiovese | Mittel-hoch | Herbe Tannine, gut lagerfähig |
Shiraz/Syrah | Hoch | Würzig, deutliche Tannine |
Tannat | Sehr hoch | Intensiv, besonders tanninreich |
Tempranillo | Mittel-hoch | Gute Struktur, moderate Gerbstoffe |
Zweigelt | Niedrig-mittel | Fruchtig, wenig Gerbstoffe |