Wie schenke ich Wein richtig ein?

Ein guter Wein verdient die richtige Behandlung, um sein volles Aroma zu entfalten. Das Einschenken ist dabei kein rein technischer Akt, sondern Teil des Genusses. Wie Du die perfekte Portion im Glas landen lässt, hängt von mehreren Faktoren ab: der Flaschenöffnung, der Glashaltung, der Fließgeschwindigkeit und dem richtigen Winkel. Wenn Du achtsam einschenkst, vermeidest Du Spritzer, Tropfen und verlieren den letzten Tropfen nicht im Korken. In diesem Ratgeber erfährst Du in zehn klar strukturierten Schritten, wie Du Wein gekonnt präsentierst und servierst. Am Ende findest Du eine Übersichtstabelle mit den wichtigsten Tipps auf einen Blick.

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Wie schenke ich Wein richtig ein?

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorbereitung von Glas und Flasche
  2. Flaschenöffnung sauber durchführen
  3. Erste Verkostung nach dem Öffnen
  4. Glashaltung und Neigungswinkel
  5. Einschenken in zwei Stufen
  6. Tropfenfreie Technik am Flaschenhals
  7. Die richtige Portion: Dosierung beachten
  8. Besonderheiten bei Schaumwein und Rotwein
  9. Nach dem Einschenken: Glas präsentieren
  10. Aufbewahrung offener Flaschen

1. Vorbereitung von Glas und Flasche

Bevor Du mit dem Einschenken startest, sorgst Du für eine saubere Umgebung: Poliere das Weinglas mit einem fettfreien Tuch, damit Fingerspuren und Feuchtigkeit entfernt sind. Wähle ein passendes Glas – Rotwein in einen größeren, Weißwein in einen schmaleren Kelch. Stelle die Flasche aufrecht für einige Minuten, damit sich eventueller Bodensatz absetzen kann und der Wein klar bleibt. Überprüfe das Etikett, um Temperatur und Servierempfehlung abzurufen. Richte ein sauberes Tuch bereit, um den Flaschenboden bei Bedarf abzutrocknen. Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete für ein perfekt eingeschenktes Glas.

2. Flaschenöffnung sauber durchführen

Öffne die Flasche mit einem geeigneten Korkenzieher – am besten ein Kapselmesser für die Folie und ein Kellnermesser für den Korken. Schneide die Kapsel sauber unterhalb des Flaschenhalsrandes ab und entferne den Korken ohne Risse. Halte die Flasche dabei stabil mit einer Hand und fädle die Schraube gerade in die Mitte des Korkens. Drehe den Korkenzieher vollständig hinein und ziehe den Korken in einem gleichmäßigen Zug heraus. So vermeidest Du, dass Korkenreste in den Wein fallen oder der Korken bricht. Wische den Flaschenhals mit einem sauberen Tuch trocken.

3. Erste Verkostung nach dem Öffnen

Gieße einen kleinen Schluck in ein Glas und schwenke ihn vorsichtig. So kann sich das Bouquet entfalten und Du prüfst, ob der Wein Tadellos riecht und schmeckt. Achte auf Fehlnoten wie Korkgeschmack, Essigstich oder übermäßige Schwefelaromen. Diese Vorverkostung gibt Dir Sicherheit, den Wein an Deine Gäste oder Dich selbst weiterzugeben. Notiere Dir bei Bedarf die Eindrücke, gerade wenn Du mehrere Weine in einer Runde servierst. Erst wenn Du zufrieden bist, widmest Du Dich dem eigentlichen Einschenken. So stellst Du sicher, dass nur bester Wein im Glas landet.

4. Glashaltung und Neigungswinkel

Halte das Glas beim Einschenken am Stiel, niemals am Kelch, um die Temperatur des Weines nicht zu beeinflussen. Positioniere das Glas leicht schräg – etwa im 45-Grad-Winkel – und setze den Flaschenhals nah an den Glasrand. So gleitet der Wein sanft an der Innenwand ins Glas, ohne zu spritzen oder Luft mitzureißen. Während Du einschenkst, richtest Du das Glas allmählich auf. Achte darauf, dass der Wein langsam fließt, damit sich sein Bouquet gleichmäßig entwickelt und keine ungewollten Schaumblasen entstehen.

5. Einschenken in zwei Stufen

Fülle das Glas in zwei Schritten: Zunächst gießt Du bis etwa einem Drittel des Glases, damit Wein und Luft sich gut vermischen. Warte kurz, damit sich Aromen entfalten können. Schwenke das Glas und schnuppere, um das Bouquet zu prüfen. Anschließend füllst Du bis zur gewünschten Trinkmenge auf – je nach Weintyp etwa bis zur Mitte des Kelches bei Rotwein, etwas weniger bei Weißwein. Diese zweistufige Technik optimiert die Sauerstoffzufuhr und sorgt für eine gleichmäßige Aromafreisetzung, ohne das Glas zu überfüllen.

6. Tropfenfreie Technik am Flaschenhals

Nach dem Einschenken drehst Du die Flasche um etwa 180 Grad, sodass der Weinfluss abbricht und der Restwein nicht mehr tropft. Einige Sommeliers wischen den Flaschenhals mit einem Serviertuch ab und führen die Flasche schnell unterhalb des Tuches zurück in die Stellung. Diese Technik verhindert, dass Wein am Flaschenhals entlangläuft. Eine elegante Geste ist, die Flasche kurz über dem Glas in die Senkrechte zu bringen und mit einer sanften Drehbewegung abzusetzen. Gäste respektieren solche professionellen Handgriffe.

7. Die richtige Portion: Dosierung beachten

Je nach Anlass und Weintyp variiert die Portionsgröße. In Restaurants gelten 0,1–0,15 l für Weißwein und 0,15–0,2 l für Rotwein als Standard. Bei Verkostungen schenkst Du nur 50 ml ein, um mehrere Weine zu probieren, ohne zu viel Alkohol zu konsumieren. Privatanlässe sind flexibler, aber achte darauf, dass das Glas nicht mehr als halb voll ist, damit Aromen sich nicht stauen. Eine angemessene Portion garantiert, dass der Wein luftig bleibt und Du ihn in mehreren Schlucken genießen kannst, ohne dass er zu schnell warm wird.

8. Besonderheiten bei Schaumwein und Rotwein

Schaumwein wird in schmalen Flöten eingeschenkt: Halte das Glas schräg, gieße langsam, um eine feine Perlage zu erhalten, und beende gerade so, dass eine kleine Schaumschicht verbleibt. Bei Rotwein kann leichtes Karbonisieren oder Nachreifen im Glas wünschenwert sein. Größere Bordeaux-Gläser bevorzugst Du für kraftvolle Rotweine; Burgunder-Gläser für feine, säurebetonte Tropfen. Sie unterscheiden sich in Bauchbreite und Kelchgöße, was den Geschmack lenkt. Passe Deine Technik dem Weintyp an, um dessen Charakter optimal zur Geltung zu bringen.

9. Nach dem Einschenken: Glas präsentieren

Präsentiere das eingeschenkte Glas mit geübter Handhaltung vor Deinem Gast oder hebe es selbst ans Licht, um Farbe und Klarheit zu begutachten. Schwenke das Glas leicht, damit sich der Duft sammelt, und führe es zum Riechen an die Nase. Biete Deinen Gästen an, das Bouquet zu prüfen. Eine stilvolle Präsentation unterstreicht den Genuss und zeigt Wertschätzung für den Wein. Achte darauf, das Glas am Stiel zu halten und nicht am Boden, um unerwünschte Fingerabdrücke und Wärmeübertragung zu vermeiden.

10. Aufbewahrung offener Flaschen

Hast Du eine angefangene Flasche, verschließe sie mit Originalkorken oder einem Vakuumverschluss, um Oxidation zu verlangsamen. Lagere die offene Flasche im Kühlschrank – auch Rotwein – um Temperatur und Sauerstoffkontakt zu minimieren. Weiße und Roséweine bleiben so für 2–3 Tage frisch, Rotweine für 3–5 Tage. Bürste beim Wiederverschließen den Flaschenhals sauber, damit keine Tropfen antrocknen und Keime anhaften. So genießt Du den Wein über mehrere Abende hinweg ohne geschmackliche Einbußen.

Tabelle: Die zehn Schritte im Überblick

Schritt Kurzbeschreibung
Vorbereitung Glas polieren, Flasche aufrichten
Flaschenöffnung Folie entfernen, Korken sauber herausziehen
Erste Verkostung Schluck probieren und Bouquet prüfen
Glashaltung & Neigungswinkel Glas schräg halten, Wein an Innenwand fließen
Einschenken in zwei Stufen Erst ein Drittel, dann auf Trinkmenge auffüllen
Tropfenfreie Technik Flasche drehen, Flaschenhals abwischen
Portionierung Standardmengen je Weintyp beachten
Spezialfälle Schaum- / Rotwein Flöte vs. Burgunderglas, Perlage fördern
Präsentation nach dem Einschenken Glas ans Licht, schwenken, riechen lassen
Aufbewahrung offener Flaschen Vakuum verschließen, kühl lagern

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