Woran erkennt man Untergewicht?

Untergewicht wird in unserer Gesellschaft oft nicht so ernst genommen wie Übergewicht. Dabei ist auch ein zu niedriges Körpergewicht ein potenzielles Risiko für die Gesundheit. Wenn Du merkst, dass Dir Kleidung zunehmend zu groß wird, Du schneller frierst oder Du Dich ständig müde fühlst, kann das ein Warnzeichen sein. Der Körper braucht eine gewisse Menge an Fett, Eiweiß, Vitaminen und Mineralstoffen, um richtig zu funktionieren. Fehlen diese Bausteine, gerät das empfindliche Gleichgewicht ins Wanken. In diesem Artikel zeige ich Dir ausführlich, woran Du Untergewicht erkennen kannst – anhand körperlicher und psychischer Anzeichen, medizinischer Messgrößen und alltäglicher Beobachtungen. Du erhältst klare Informationen und praktische Hinweise, um Untergewicht frühzeitig zu identifizieren und gezielt zu handeln.

woran-erkennt-man-untergewicht-690x460 Woran erkennt man Untergewicht?

Woran erkennt man Untergewicht?

Inhaltsverzeichnis

  1. Was bedeutet Untergewicht überhaupt?
  2. Der BMI als Basis zur Einordnung
  3. Wichtige Grenzen und Klassifikationen
  4. Körperliche Erscheinungsbilder
  5. Muskelmasse und körperliche Leistungsfähigkeit
  6. Haut, Haare und Nägel als Indikatoren
  7. Energielevel und chronische Müdigkeit
  8. Konzentration, Aufmerksamkeit und Denken
  9. Häufige Infektionen und schwaches Immunsystem
  10. Verdauung, Appetit und Essverhalten
  11. Kälteempfindlichkeit und niedriger Blutdruck
  12. Zyklusstörungen und Hormonmangel
  13. Fruchtbarkeit und Libido
  14. Emotionale Veränderungen und Depression
  15. Körperschema und Selbstwahrnehmung
  16. Ursachen: Essstörungen und mehr
  17. Chronische Krankheiten als Auslöser
  18. Medikamentöse Nebenwirkungen
  19. Untergewicht bei Kindern und Jugendlichen
  20. Untergewicht im Alter
  21. Soziale Auswirkungen und Isolation
  22. Wann Untergewicht kritisch wird
  23. Diagnostische Wege und ärztliche Hilfe
  24. Therapeutische Möglichkeiten
  25. Den Körper verstehen – rechtzeitig handeln

1. Was bedeutet Untergewicht überhaupt?

Untergewicht bezeichnet einen Zustand, bei dem das Körpergewicht deutlich unter dem liegt, was für Deine Körpergröße, Dein Alter und Dein Geschlecht als gesund angesehen wird. Dabei geht es nicht um Ästhetik oder Figurfragen, sondern um die funktionalen Auswirkungen auf Deinen Körper. Du brauchst eine gewisse Menge an Körperfett und Muskelmasse, um Wärme zu speichern, Hormone zu regulieren, Organe zu schützen und Energie für Alltagsaktivitäten bereitzustellen. Wenn das Gewicht langfristig unter dem gesunden Bereich liegt, geraten viele Prozesse aus dem Gleichgewicht.

Ein gewisser Körperbautyp kann zwar schlank wirken, ohne krankhaft zu sein, doch sobald begleitende Symptome wie Erschöpfung, Haarausfall oder Zyklusstörungen auftreten, solltest Du aufmerksam werden. Vor allem dann, wenn ein plötzlicher oder unbeabsichtigter Gewichtsverlust vorliegt, kann dies ein erstes Warnsignal sein. Besonders kritisch ist es, wenn sich das Untergewicht über einen längeren Zeitraum entwickelt – denn dann wird der Mangel an Energie und Nährstoffen chronisch und schwerer umkehrbar.

Der Begriff „Untergewicht“ wird in der Medizin nicht leichtfertig verwendet, sondern meist im Zusammenhang mit konkreten Zahlen, Symptomen und Ursachen betrachtet. Er dient nicht der Kategorisierung von Körperformen, sondern der frühzeitigen Erkennung gesundheitlicher Risiken. Wenn Du also vermutest, dass Du untergewichtig bist – oder jemand in Deinem Umfeld –, dann lohnt es sich, genau hinzusehen. Dieser Artikel hilft Dir dabei, typische Anzeichen zu erkennen und zu verstehen, wann Handlungsbedarf besteht.

2. Der BMI als Basis zur Einordnung

Der Body-Mass-Index (BMI) ist eines der bekanntesten Instrumente, um das Körpergewicht einzuordnen. Er berechnet sich nach der Formel: Gewicht in Kilogramm geteilt durch Körpergröße in Metern zum Quadrat. Beispiel: Wiegt jemand 55 kg bei einer Körpergröße von 1,70 m, ergibt das einen BMI von etwa 19. Das liegt im unteren Normbereich. Alles unter einem Wert von 18,5 gilt medizinisch als Untergewicht – wobei die Einordnung je nach Alter und Gesundheitszustand differenziert werden sollte.

Für Erwachsene gibt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) folgende Untergrenzen an: Ein BMI von 17 bis 18,4 gilt als leichtes Untergewicht, ein Wert zwischen 16 und 16,9 als mäßiges Untergewicht und alles unter 16 als schweres Untergewicht. Bei Kindern und Jugendlichen wird der BMI alters- und geschlechtsspezifisch eingeordnet, meist über sogenannte Perzentilenkurven. Hier gelten Abweichungen unter der 3. Perzentile als untergewichtig.

Allerdings hat der BMI auch Schwächen. Er unterscheidet nicht zwischen Fettmasse und Muskelmasse. Ein durchtrainierter Mensch mit viel Muskelgewebe kann laut BMI übergewichtig sein – während jemand mit wenig Muskelmasse, aber normalem Gewicht, als gesund erscheint. Deshalb ist der BMI nur ein erster Hinweis. Er liefert Dir eine grobe Orientierung, ersetzt aber keine genaue ärztliche Einschätzung oder die Beobachtung körperlicher Veränderungen.

3. Wichtige Grenzen und Klassifikationen

Die Klassifikation des Untergewichts ist wichtig, um den Ernst der Lage richtig einzuschätzen. Wie stark der Körper bereits unter dem Normalbereich liegt, lässt sich nicht nur am BMI, sondern auch anhand von Symptomen und Veränderungen erkennen. Ein leichter Gewichtsverlust kann harmlos sein, etwa durch Stress oder veränderte Ernährung. Doch sobald er ungewollt, anhaltend oder mit Beschwerden verbunden ist, solltest Du ihn ernst nehmen.

Mediziner unterscheiden zwischen leichtem, mäßigem und schwerem Untergewicht. Leichtes Untergewicht geht oft mit wenigen Symptomen einher und lässt sich meist durch gezielte Ernährung ausgleichen. Mäßiges Untergewicht hingegen kann bereits deutliche Spuren hinterlassen – etwa durch Ausbleiben der Menstruation, Schwäche oder Haarausfall. Schweres Untergewicht ist eine ernste medizinische Diagnose. Es kann zum Organversagen, Muskelschwund und schweren Kreislaufproblemen führen. In manchen Fällen ist sogar stationäre Behandlung notwendig.

Die Übergänge sind fließend. Deshalb ist es wichtig, neben Zahlenwerten auch die körperlichen und psychischen Begleiterscheinungen zu beachten. Wenn Du merkst, dass Du stark abgenommen hast und gleichzeitig weniger Energie, Appetit oder Konzentration hast, dann solltest Du einen Arzt aufsuchen – auch wenn der BMI noch nicht dramatisch wirkt. Frühe Warnzeichen ernst zu nehmen kann Dir helfen, Schlimmeres zu verhindern.

4. Körperliche Erscheinungsbilder

Der äußere Eindruck liefert oft erste Hinweise auf Untergewicht. Besonders auffällig ist eine stark ausgeprägte Knochenstruktur – etwa hervortretende Rippen, ein spitzes Schlüsselbein oder knochige Hüften. Auch eingefallene Wangen, tiefliegende Augen oder sehr schmale Gliedmaßen deuten auf einen Mangel an Körperfett und Muskelmasse hin. Kleidung sitzt locker, Hosen rutschen, Ärmel sind zu weit – und das nicht wegen Diäterfolgen, sondern weil der Körper kontinuierlich Substanz verliert.

Ein typisches äußeres Erscheinungsbild bei Untergewicht ist eine Kombination aus dünner Statur, blasser Haut und sichtbarer Muskulatur. Die Haut spannt sich über die Knochen, Fettpolster fehlen fast vollständig. Bei starkem Untergewicht kann sogar das Gesicht eine maskenhafte Leere zeigen – das sogenannte „Magersuchtgesicht“ ist ein klinischer Begriff für diesen Ausdruck.

Aber Achtung: Nicht jeder schlanke Mensch ist automatisch untergewichtig. Manche haben einfach eine zierliche Konstitution oder sind genetisch bedingt sehr dünn. Entscheidend ist nicht das Aussehen allein, sondern der Verlauf und die Begleitumstände. Wenn das Gewicht kontinuierlich fällt, obwohl keine Diät gemacht wird, oder wenn Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden sinken, solltest Du genau hinsehen. Besonders bei Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen ist äußerliche Beobachtung wichtig – denn nicht immer kommunizieren Betroffene ihre Beschwerden offen.

5. Muskelmasse und körperliche Leistungsfähigkeit

Ein deutliches Anzeichen für Untergewicht ist der Verlust von Muskelmasse. Wenn Du bemerkst, dass Deine Arme und Beine dünner werden, die Kraft nachlässt oder alltägliche Bewegungen anstrengender werden, kann das ein Hinweis auf Muskelabbau sein. Auch ein Gefühl von Schwäche, häufiges Zittern oder das Bedürfnis, Dich öfter hinzusetzen oder auszuruhen, deuten darauf hin, dass Dein Körper nicht mehr ausreichend Energie aus den Reserven schöpfen kann.

Muskelmasse ist nicht nur für sportliche Leistung wichtig. Sie erfüllt viele lebenswichtige Funktionen: Sie stabilisiert das Skelett, schützt innere Organe, sorgt für eine gesunde Körperhaltung und spielt eine Rolle im Stoffwechsel. Vor allem bei längerem Untergewicht greift der Körper auf Muskeleiweiß zurück, um Energie zu gewinnen. Das bedeutet: Der Körper beginnt, sich selbst abzubauen – ein Zustand, der langfristig gefährlich werden kann.

Besonders im Alltag bemerkst Du das beim Treppensteigen, beim Tragen von Einkäufen oder beim Sport. Vielleicht fällt Dir auf, dass Du seltener Fahrrad fährst, nicht mehr joggst oder weniger aktiv bist. Auch längeres Stehen kann plötzlich ermüdend sein. All das sind Zeichen, dass Dein Körper versucht, sich zu schonen – weil ihm wichtige Substanz fehlt. Es lohnt sich, diese Beobachtungen ernst zu nehmen und gemeinsam mit ärztlicher Hilfe herauszufinden, ob Untergewicht die Ursache ist.

6. Haut, Haare und Nägel als Indikatoren

Dein Körper zeigt Dir oft frühzeitig durch äußerliche Veränderungen, dass ihm etwas fehlt. Besonders Haut, Haare und Nägel reagieren empfindlich auf Untergewicht. Wenn Du bemerkst, dass Deine Haut zunehmend trocken, blass oder schuppig wird, kann das ein Hinweis auf Nährstoffmangel sein. In vielen Fällen wirkt die Haut weniger elastisch, neigt zu Rissen oder heilt langsamer. Diese Veränderungen treten auf, wenn dem Körper essenzielle Vitamine, Spurenelemente und Fette fehlen – etwa Vitamin A, Zink oder essenzielle Fettsäuren.

Auch Deine Haare können viel über Deinen Gesundheitszustand verraten. Bei Untergewicht fallen sie häufig vermehrt aus, werden dünner oder verlieren ihren natürlichen Glanz. Wenn sich Deine Bürste schneller füllt oder beim Duschen auffallend viele Haare im Abfluss landen, solltest Du hellhörig werden. Besonders problematisch wird es, wenn sich kahle Stellen bilden oder das Haar strohig und brüchig wird. Ähnlich verhält es sich mit den Nägeln: Sie werden weich, reißen leicht ein oder weisen Rillen und Flecken auf.

Diese äußerlichen Veränderungen wirken auf den ersten Blick harmlos – aber sie zeigen, dass Dein Körper in einem Notprogramm arbeitet. Er spart an Ressourcen, wo er kann – und Haut, Haare und Nägel stehen auf der Prioritätenliste ganz unten. Wenn Du solche Symptome bei Dir feststellst, kombiniere sie mit anderen Beobachtungen wie Gewichtsverlauf, Appetit oder Energielevel. Denn allein machen sie keine Diagnose, aber im Gesamtbild können sie auf ein ernstzunehmendes Untergewicht hinweisen.

7. Energielevel und chronische Müdigkeit

Ein ständiges Gefühl von Müdigkeit und Erschöpfung kann ein zentraler Hinweis auf Untergewicht sein. Wenn Du morgens schlecht aus dem Bett kommst, Dich tagsüber ständig schlapp fühlst oder nach kleinen Anstrengungen schon eine Pause brauchst, steckt womöglich mehr dahinter als bloßer Schlafmangel. Untergewicht bedeutet für den Körper, dass er dauerhaft zu wenig Energie zur Verfügung hat – und das wirkt sich direkt auf Deinen Alltag aus.

Dein Körper funktioniert wie ein Motor: Er braucht „Treibstoff“ in Form von Nahrung, um zu arbeiten. Fehlt dieser regelmäßig oder dauerhaft, schaltet der Körper in den Energiesparmodus. Prozesse, die nicht überlebenswichtig sind – wie aktives Denken, Bewegung oder Immunabwehr – werden zurückgefahren. Stattdessen fokussiert sich Dein Organismus auf das Nötigste. Du wirst langsamer, Deine Reaktionen schwächer und selbst einfache Aufgaben erscheinen Dir als Herausforderung.

Diese Form der Erschöpfung ist nicht mit einem anstrengenden Tag vergleichbar. Sie wirkt tiefgreifend, oft auch mental belastend. Häufig tritt sie in Kombination mit Konzentrationsstörungen, Gereiztheit oder Stimmungstiefs auf. Das Problem dabei: Viele Betroffene gewöhnen sich an diesen Zustand, weil er schleichend entsteht. Wenn Du über längere Zeit das Gefühl hast, Du „funktionierst“ nur noch auf Sparflamme, dann solltest Du hinterfragen, ob Dein Gewicht und Deine Ernährung ausreichend sind – besonders, wenn andere Symptome dazukommen.

8. Konzentration, Aufmerksamkeit und Denken

Neben körperlicher Schwäche wirkt sich Untergewicht auch auf Deine geistige Leistungsfähigkeit aus. Wenn Du Schwierigkeiten hast, Dich länger zu konzentrieren, Dir Dinge zu merken oder fokussiert zu bleiben, könnte das ein weiterer Hinweis auf einen Energiemangel sein. Dein Gehirn benötigt eine konstante Versorgung mit Glukose und Nährstoffen – doch bei Untergewicht reicht der Nachschub oft nicht mehr aus.

Du kennst vielleicht das Gefühl, gedanklich „neben Dir zu stehen“ oder Dinge zu vergessen, die Dir sonst leichtgefallen sind. Diese sogenannten kognitiven Einschränkungen können sich im Alltag massiv auswirken: Du brauchst länger für Aufgaben, wirst schneller abgelenkt oder verlierst den roten Faden im Gespräch. Besonders bei Schülern, Studierenden oder Berufstätigen kann das gravierende Folgen haben – und wird fälschlicherweise manchmal als Unkonzentriertheit oder Faulheit interpretiert.

Wenn Dein Gehirn über längere Zeit unterversorgt ist, wirkt sich das nicht nur auf Deine Denkleistung aus, sondern auch auf Deine Emotionen. Du wirst reizbarer, nervöser oder ziehst Dich zurück. In extremen Fällen können sogar depressive Episoden oder Angstzustände entstehen. Die gute Nachricht: Sobald Du beginnst, Deinen Körper wieder ausreichend zu versorgen, bessern sich diese Symptome oft schnell. Entscheidend ist, die Ursache zu erkennen – und Untergewicht als möglichen Auslöser nicht zu übersehen.

9. Häufige Infektionen und schwaches Immunsystem

Untergewicht hat nicht nur Auswirkungen auf Deinen Energiehaushalt, sondern auch auf Dein Immunsystem. Wenn Du immer wieder krank wirst – sei es durch Erkältungen, Magen-Darm-Infekte oder Pilzinfektionen – kann das ein Zeichen dafür sein, dass Dein Körper sich nicht mehr richtig wehren kann. Ein geschwächtes Immunsystem gehört zu den häufigsten Folgen von Nährstoffmangel und ist bei Untergewicht sehr typisch.

Dein Körper benötigt Eiweiß, Vitamine (besonders C, D und A), Mineralstoffe wie Zink und Eisen sowie gesunde Fette, um ein stabiles Immunsystem aufzubauen. Fehlt einer dieser Bausteine dauerhaft, kann das dazu führen, dass die Produktion von Immunzellen stockt. Auch die sogenannte „Immunantwort“ – also wie schnell und effektiv Dein Körper auf Krankheitserreger reagiert – ist bei Untergewicht stark eingeschränkt.

Vielleicht fällt Dir auf, dass Du ständig eine leichte Erkältung hast, die sich nicht richtig auskuriert. Oder dass kleinere Infekte ungewöhnlich lange andauern. Auch wiederkehrende Blasenentzündungen, Pilzinfektionen oder Zahnfleischentzündungen können in diesem Zusammenhang auftreten. Dein Körper signalisiert Dir damit, dass seine Abwehrkräfte geschwächt sind. Ein dauerhaft geschwächtes Immunsystem kann nicht nur Deine Lebensqualität stark beeinträchtigen – es erhöht auch das Risiko für ernstere Komplikationen.

10. Verdauung, Appetit und Essverhalten

Die Verdauung ist ein sensibles System, das stark auf körperliche Veränderungen reagiert – insbesondere bei Untergewicht. Wenn Du häufig unter Völlegefühl, Blähungen, Verstopfung oder Übelkeit leidest, kann das ein Zeichen dafür sein, dass Dein Magen-Darm-Trakt nicht mehr reibungslos arbeitet. Auch ein auffälliges Essverhalten – etwa sehr kleine Portionen, langes Kauen oder Vermeidung bestimmter Lebensmittel – kann in diesen Zusammenhang passen.

Der Magen verkleinert sich bei längerem Nahrungsverzicht, die Darmflora verändert sich, und der Stoffwechsel fährt herunter. Wenn Du dann wieder mehr essen möchtest, reagiert der Körper manchmal irritiert: Es kommt zu Schmerzen, Unwohlsein oder Verdauungsproblemen. Das kann dazu führen, dass Du das Essen noch weiter reduzierst – ein Teufelskreis, der das Untergewicht verstärkt.

Hinzu kommt, dass viele Betroffene mit Untergewicht kaum Hunger verspüren. Der Körper „verlernt“, Hunger- und Sättigungssignale richtig zu senden. Auch psychologische Faktoren spielen hier oft eine Rolle – etwa Angst vor Gewichtszunahme, Kontrollbedürfnis oder Perfektionismus. Wenn Du merkst, dass sich Dein Verhältnis zum Essen verändert hat oder Du aus Angst vor Beschwerden kaum noch isst, ist das ein ernstzunehmendes Zeichen. Es geht nicht um Disziplin, sondern um Selbstfürsorge.

11. Kälteempfindlichkeit und niedriger Blutdruck

Wenn Du ständig frierst – selbst bei Zimmertemperatur oder an Tagen, die andere als angenehm empfinden –, kann das ein deutlicher Hinweis auf Untergewicht sein. Körperfett dient nicht nur als Energiespeicher, sondern auch als Isolator. Wenn die schützende Fettschicht unter der Haut fehlt, kann der Körper Wärme schlechter speichern. Die Folge: Du frierst schnell und hast oft kalte Hände und Füße. Dieses Kältegefühl ist bei Untergewicht weit verbreitet und sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden.

Ein weiteres Begleitsymptom ist ein dauerhaft niedriger Blutdruck. Typische Anzeichen sind Schwindel beim Aufstehen, Flimmern vor den Augen, Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen. Wenn Du das Gefühl hast, dass Dir „schwarz vor Augen“ wird oder Du Dich manchmal wie benommen fühlst, liegt das möglicherweise an einer unzureichenden Durchblutung infolge eines zu niedrigen Blutdrucks. Dieser entsteht, weil dem Körper die nötige Energie fehlt, um den Kreislauf stabil zu halten.

Besonders problematisch ist diese Kombination aus Kälteempfindlichkeit und Hypotonie (niedrigem Blutdruck), wenn sie zu Stürzen, Leistungseinbrüchen oder einer dauerhaften Erschöpfung führt. Vor allem ältere Menschen oder sehr schlanke Jugendliche sind hier gefährdet. Diese Symptome wirken für Außenstehende oft harmlos – doch in der Summe sind sie ein Alarmsignal. Wenn Du sie regelmäßig bei Dir beobachtest, solltest Du ärztlich klären lassen, ob eine Mangelernährung oder ein anderes körperliches Problem dahintersteckt.

12. Zyklusstörungen und Hormonmangel

Bei Frauen ist ein sensibles Anzeichen für Untergewicht die Veränderung des Menstruationszyklus. Wenn Deine Periode ausbleibt, unregelmäßig wird oder sich in der Intensität stark verändert, kann das auf einen Hormonmangel hinweisen. Der weibliche Körper benötigt eine bestimmte Menge an Körperfett, um ausreichend Sexualhormone wie Östrogen zu produzieren. Fehlen diese über längere Zeit, stellt der Körper nicht nur die Fruchtbarkeit ein, sondern auch die hormonelle Balance insgesamt gerät durcheinander.

Diese sogenannte Amenorrhoe – das Ausbleiben der Monatsblutung über mindestens drei Monate – ist eines der häufigsten Symptome bei untergewichtigen Frauen, besonders bei Essstörungen wie Magersucht. Doch auch ohne Essstörung kann eine länger anhaltende Mangelernährung zu hormonellen Dysbalancen führen. Der Körper konzentriert sich dann auf das Überleben und stellt reproduktive Funktionen ein. Auch andere hormonelle Systeme sind betroffen: Schilddrüse, Stresshormone (Cortisol) oder die Bauchspeicheldrüse können aus dem Takt geraten.

Bei Männern zeigt sich hormonelles Ungleichgewicht durch sinkenden Testosteronspiegel, verminderte Libido oder nachlassende Muskelkraft. Auch depressive Verstimmungen, Antriebslosigkeit oder Schlafstörungen können hormonell bedingt sein. Viele dieser Symptome werden erst dann als ernst wahrgenommen, wenn sie massiv auftreten – dabei sind sie oft frühe Hinweise auf ein tieferliegendes Problem. Eine Blutuntersuchung beim Arzt kann Aufschluss geben und helfen, hormonelle Veränderungen rechtzeitig zu erkennen.

13. Fruchtbarkeit und Libido

Ein direkter Zusammenhang zwischen Untergewicht und Fruchtbarkeit ist medizinisch gut belegt. Dein Körper braucht ein gewisses Energie- und Fettpolster, um eine Schwangerschaft zu ermöglichen. Ist diese Grundversorgung nicht gesichert, schaltet der Körper um – und blockiert alle nicht überlebensnotwendigen Funktionen. Für Frauen bedeutet das neben dem Ausbleiben der Menstruation häufig auch einen gestörten Eisprung. Selbst wenn der Zyklus scheinbar regelmäßig bleibt, kann die Fruchtbarkeit stark eingeschränkt sein.

Bei Männern kann Untergewicht zu einer Verringerung der Spermienzahl und -qualität führen. Der Hormonhaushalt gerät aus dem Gleichgewicht, Testosteronspiegel sinken und damit auch die Libido. Viele Männer bemerken zunächst nur, dass das sexuelle Verlangen nachlässt – ohne die Verbindung zum Körpergewicht herzustellen. Hinzu kommen oft ein Mangel an Energie, Unsicherheit im Selbstbild und psychische Belastungen, die die Situation verschärfen.

In Partnerschaften kann die eingeschränkte Sexualität zusätzliche Spannungen hervorrufen. Was oft als Beziehungsproblem empfunden wird, hat in Wahrheit eine körperliche Ursache. Deshalb ist es wichtig, offen darüber zu sprechen und gemeinsam ärztliche Hilfe zu suchen. Fruchtbarkeit ist ein sensibles Thema – aber auch ein gut behandelbares, wenn die Ursachen erkannt werden. Eine gesunde Ernährung, ein normalisiertes Körpergewicht und gegebenenfalls medizinische Unterstützung können viel bewirken.

14. Emotionale Veränderungen und Depression

Untergewicht wirkt sich nicht nur auf Deinen Körper, sondern auch auf Deine Psyche aus. Ein Mangel an Energie, Vitaminen und Fetten beeinflusst die Produktion wichtiger Botenstoffe im Gehirn – darunter Serotonin und Dopamin. Diese Neurotransmitter steuern unter anderem Stimmung, Motivation und Schlaf. Wenn ihre Produktion gestört ist, kann das zu emotionalen Veränderungen führen, die weit über gelegentliche Stimmungstiefs hinausgehen.

Vielleicht merkst Du, dass Du schnell gereizt bist, weniger lachen kannst oder das Interesse an Dingen verlierst, die Dir früher Freude bereitet haben. Auch innere Unruhe, Nervosität oder das Gefühl von Antriebslosigkeit sind häufig. In schweren Fällen können sich daraus depressive Verstimmungen oder sogar handfeste Depressionen entwickeln. Du fühlst Dich leer, ziehst Dich zurück und hast das Gefühl, den Alltag kaum noch bewältigen zu können.

Diese seelischen Symptome werden von außen oft nicht erkannt – besonders bei sehr schlanken Menschen, denen ein „gutes Aussehen“ unterstellt wird. Dabei ist die psychische Belastung bei Untergewicht enorm. Das gilt vor allem für Betroffene mit Essstörungen, die sich in einem ständigen inneren Konflikt zwischen Körperbild und Realität befinden. Hier ist es wichtig, dass Du Dir Unterstützung holst – sei es durch Therapie, Selbsthilfegruppen oder Gespräche mit vertrauten Menschen. Du musst diesen Weg nicht allein gehen.

15. Körperschema und Selbstwahrnehmung

Ein besonders tückisches Merkmal von Untergewicht ist die gestörte Selbstwahrnehmung. Viele Betroffene sehen sich selbst nicht als zu dünn – im Gegenteil: Sie empfinden ihren Körper als „normal“ oder sogar „zu dick“, obwohl objektiv ein massives Untergewicht vorliegt. Dieses verzerrte Körperschema ist typisch für Essstörungen, kann aber auch unabhängig davon auftreten. Du schaust in den Spiegel und nimmst nicht wahr, wie stark Dein Körper bereits verändert ist.

Diese Fehleinschätzung entsteht durch psychologische Mechanismen. Das Gehirn hat sich an den schlanken Körper gewöhnt und interpretiert selbst deutliche Veränderungen als unauffällig. Auch der Vergleich mit sozialen Medien oder Modetrends kann Dein Selbstbild verzerren. Wenn Du ständig Bilder siehst, die extrem schlanke Körper idealisieren, erscheint Dir Dein eigener Körper vielleicht immer noch „zu viel“.

Hinzu kommt, dass Komplimente aus dem Umfeld – etwa „Du hast aber toll abgenommen!“ – dieses verzerrte Bild unbewusst verstärken. Gerade deshalb ist es so wichtig, auf objektive Hinweise zu achten: BMI, Gewichtsentwicklung, gesundheitliche Beschwerden. Wenn Freunde oder Familie äußern, dass Du zu dünn wirkst oder sich Sorgen machen, nimm das ernst. Selbstwahrnehmung ist trügerisch – aber mit ehrlicher Rückmeldung von außen und professioneller Unterstützung lässt sich das Körperschema korrigieren und ein gesünderes Verhältnis zum eigenen Körper entwickeln.

16. Ursachen: Essstörungen und mehr

Eine der häufigsten Ursachen für Untergewicht sind Essstörungen. Besonders die Anorexia nervosa – im Deutschen auch Magersucht genannt – ist bekannt dafür, dass Betroffene absichtlich ihr Gewicht reduzieren, oft bis in lebensbedrohliche Bereiche. Dabei geht es selten nur ums Essen, sondern um tiefere psychische Konflikte: Kontrolle, Selbstwert, Angst vor Veränderung oder ein gestörtes Verhältnis zum eigenen Körper. Diese Erkrankung entwickelt sich schleichend, oft unbemerkt von Familie und Freunden. Ein starkes Bedürfnis nach Kontrolle, rigide Essensregeln, das Vermeiden bestimmter Lebensmittel oder zwanghaftes Kalorienzählen sind typische Warnzeichen.

Neben der Anorexie gibt es auch andere Formen von Essstörungen wie Bulimie (Ess-Brech-Sucht) oder orthorektisches Verhalten, bei dem zwanghaft „gesund“ gegessen wird – oft mit dramatischem Gewichtsverlust als Folge. Auch Mischformen treten auf, bei denen Betroffene zwischen Hungern, Überessen und Erbrechen schwanken. Viele der Betroffenen erkennen selbst nicht, dass sie krank sind. Stattdessen sehen sie sich als diszipliniert, willensstark oder „einfach gesundheitsbewusst“.

Doch nicht alle Untergewichtigen haben eine Essstörung. Auch Depressionen, Traumata, Stress oder Angststörungen können zu Appetitverlust führen. Der Körper reagiert auf psychische Belastung mit körperlichem Rückzug – auch was das Essverhalten betrifft. Deshalb ist es wichtig, bei Untergewicht nicht nur den körperlichen Zustand zu betrachten, sondern auch die seelische Verfassung. Je früher Du hier ansetzt, desto besser lassen sich langfristige Schäden vermeiden und ein gesunder Umgang mit Ernährung wiederherstellen.

17. Chronische Krankheiten als Auslöser

Nicht immer steckt eine psychische Ursache hinter dem Untergewicht – auch viele körperliche Erkrankungen können zu starkem Gewichtsverlust führen. Eine häufige Ursache ist eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Sie sorgt dafür, dass der Stoffwechsel extrem beschleunigt ist. Selbst bei normaler oder gesteigerter Nahrungsaufnahme verlieren Betroffene an Gewicht, weil der Körper mehr Energie verbraucht, als er aufnimmt. Typische Begleiterscheinungen sind Nervosität, Zittern, Herzrasen oder Schwitzen.

Auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa führen zu Untergewicht. Die Nährstoffe können nicht mehr ausreichend aufgenommen werden, häufig treten Schmerzen, Durchfälle oder Übelkeit auf. Ähnlich wirkt Zöliakie, eine Unverträglichkeit gegenüber Gluten. Sie verursacht Entzündungen im Darm und stört die Nährstoffverwertung. Selbst eine unerkannte Laktoseintoleranz kann langfristig zur Mangelernährung führen, wenn bestimmte Lebensmittel vermieden werden.

Weitere körperliche Ursachen sind Diabetes Typ 1, bestimmte Krebsarten, Infektionskrankheiten wie Tuberkulose oder HIV sowie Leber- oder Nierenerkrankungen. Auch chronische Schmerzen oder starke Nebenwirkungen von Medikamenten (z. B. Appetitlosigkeit, Übelkeit) können das Gewicht stark beeinflussen. Wenn Du also ohne erkennbaren Grund stark an Gewicht verlierst oder über längere Zeit kein Gewicht halten kannst, solltest Du eine medizinische Abklärung in Betracht ziehen – selbst wenn Du Dich (noch) nicht krank fühlst.

18. Medikamentöse Nebenwirkungen

Manchmal liegt die Ursache für Untergewicht schlicht in den Medikamenten, die Du einnimmst. Viele Arzneimittel haben Nebenwirkungen, die sich auf den Appetit, die Verdauung oder den Stoffwechsel auswirken können. Besonders häufig ist das bei Chemotherapien, bestimmten Antibiotika, Medikamenten gegen Depressionen oder bei Schilddrüsenpräparaten der Fall. Auch Medikamente gegen Bluthochdruck oder Parkinson können indirekt zu Appetitminderung oder Übelkeit führen.

Neben dem Appetitverlust kann auch die Nährstoffaufnahme im Darm gestört sein. Einige Medikamente beeinflussen die Darmflora oder führen zu Durchfällen, andere beeinträchtigen die Resorption von Vitaminen und Mineralstoffen. Das betrifft zum Beispiel langfristige Einnahmen von Säureblockern, Cortison oder bestimmten Diuretika (Entwässerungsmitteln). Wenn Dir auffällt, dass Du seit Beginn einer medikamentösen Behandlung kontinuierlich Gewicht verlierst, solltest Du das mit Deinem Arzt besprechen. Es muss nicht immer ein Absetzen nötig sein – oft lässt sich die Dosierung anpassen oder durch begleitende Maßnahmen kompensieren.

In seltenen Fällen verursachen Medikamente auch Geschmacksveränderungen. Wenn Dir Speisen plötzlich anders oder unangenehm schmecken, verlierst Du schnell die Lust am Essen. Auch das kann zu einer schleichenden Gewichtsabnahme führen. Achte deshalb nicht nur auf die offensichtlichen Symptome, sondern auch auf Dein subjektives Erleben beim Essen. Du kennst Deinen Körper am besten – und Deine Beobachtungen sind für eine korrekte Diagnose entscheidend.

19. Untergewicht bei Kindern und Jugendlichen

Kinder und Jugendliche befinden sich in einer sensiblen Entwicklungsphase. Körper, Gehirn und Hormone befinden sich im Wachstum – entsprechend hoch ist der Energiebedarf. Untergewicht kann in dieser Phase gravierende Auswirkungen haben. Es verlangsamt nicht nur das körperliche Wachstum, sondern beeinträchtigt auch die kognitive Entwicklung, die Knochendichte und die hormonelle Reifung. Wenn Dein Kind auffällig schlank ist, schlecht isst oder wenig zunimmt, solltest Du dies nicht auf „gute Gene“ oder „Phasen“ schieben.

Besonders bei Mädchen kann Untergewicht in der Pubertät dazu führen, dass die Menstruation verspätet einsetzt oder ganz ausbleibt. Bei Jungen fällt häufig eine unterentwickelte Muskulatur oder Antriebslosigkeit auf. Auch schulische Probleme können entstehen, wenn Konzentration und Leistungsfähigkeit unter dem Energiemangel leiden. Nicht selten entwickeln Jugendliche auch früh Essstörungen – begünstigt durch Schönheitsideale, sozialen Druck oder soziale Medien. Ein „Diätverhalten“ im Jugendalter sollte immer ernst genommen werden.

Auch familiäre Muster spielen eine Rolle. Wenn in der Familie Gewicht oder Essen ständig thematisiert werden, kann das unbewusst Druck erzeugen. Umso wichtiger ist es, auf eine entspannte und positive Essatmosphäre zu achten. Wenn Du den Verdacht hast, dass Dein Kind oder Teenager untergewichtig ist, ziehe möglichst früh Kinderärzte oder spezialisierte Ernährungsberater hinzu. Je früher man eingreift, desto größer ist die Chance auf eine gesunde Entwicklung.

20. Untergewicht im Alter

Im Alter verliert der Körper auf natürliche Weise an Muskelmasse, der Energiebedarf sinkt und das Hungergefühl nimmt ab. Das macht es älteren Menschen schwerer, ausreichend Kalorien und Nährstoffe aufzunehmen – besonders, wenn zusätzlich Erkrankungen, Zahnprobleme oder Einsamkeit hinzukommen. Untergewicht bei älteren Menschen wird deshalb oft als „altersbedingt“ abgetan – dabei kann es ernste Folgen haben. Es schwächt das Immunsystem, erhöht das Sturzrisiko und fördert den Verlust der Selbstständigkeit.

Viele Seniorinnen und Senioren bemerken selbst nicht, dass sie zu wenig essen. Appetitlosigkeit wird als „normal“ empfunden, kleinere Portionen als altersgerecht. Doch wenn das Gewicht kontinuierlich sinkt, ist Vorsicht geboten. Gerade im Alter ist Untergewicht mit erhöhtem Risiko für Komplikationen bei Operationen, Infektionen oder chronischen Krankheiten verbunden. Die Regeneration dauert länger, Wunden heilen schlechter, Muskeln bilden sich schneller zurück.

Besonders problematisch ist die sogenannte Sarkopenie – also altersbedingter Muskelschwund. Sie führt zu Schwäche, Gangunsicherheit und erhöhter Pflegebedürftigkeit. Deshalb solltest Du bei älteren Angehörigen regelmäßig das Gewicht kontrollieren, auf deren Essverhalten achten und gegebenenfalls mit unterstützenden Maßnahmen wie energiereicher Nahrung oder Trinknahrung gegensteuern. Auch Gespräche mit Ärzten oder Pflegekräften können helfen, frühzeitig Lösungen zu finden.

21. Soziale Auswirkungen und Isolation

Untergewicht bleibt selten folgenlos für das soziale Leben. Wenn Du Dich kraftlos fühlst, unter Konzentrationsproblemen leidest oder dauernd frierst, vermeidest Du womöglich Treffen mit Freunden, sportliche Aktivitäten oder gemeinsame Mahlzeiten. Besonders Letzteres ist auffällig: Wer sich beim Essen ständig zurückhält, kleine Portionen auswählt oder Essensverabredungen aus dem Weg geht, sendet unbewusst Signale – und zieht sich damit immer weiter aus dem sozialen Miteinander zurück.

Viele Betroffene empfinden Scham, wenn sie auf ihr Gewicht angesprochen werden. Sie möchten keine Diskussion, keine Aufmerksamkeit, keine Mahnungen hören. So entsteht ein Teufelskreis aus Rückzug, Schweigen und innerer Anspannung. In schweren Fällen meiden Menschen mit Untergewicht sogar Arzttermine aus Angst vor dem Wiegen oder vor unangenehmen Fragen. Diese Isolation verstärkt nicht nur die psychische Belastung, sondern erschwert auch den Weg zur Besserung erheblich.

Wenn Du merkst, dass Du zunehmend allein bist, Dich unwohl fühlst in Gesellschaft oder soziale Kontakte meidest, weil Du Dein Essverhalten nicht erklären möchtest – nimm das ernst. Diese Muster sind typisch bei fortgeschrittenem Untergewicht, besonders im Zusammenhang mit Essstörungen. Aber auch ohne klare Diagnose ist soziale Isolation ein deutliches Warnzeichen. Offenheit gegenüber vertrauten Menschen und professionelle Hilfe können der erste Schritt zurück in ein gesundes, erfülltes Miteinander sein.

22. Wann Untergewicht kritisch wird

Nicht jedes Untergewicht ist sofort gefährlich – doch es kann schnell kippen. Kritisch wird es, wenn Du körperlich spürbar abbaust, Dein BMI unter 17 fällt oder Du trotz Appetitlosigkeit weiter abnimmst. Besonders gefährlich ist eine plötzliche Gewichtsabnahme von mehr als fünf Prozent Deines Körpergewichts innerhalb eines Monats. Auch wenn organische Beschwerden hinzukommen – etwa Herzrhythmusstörungen, Atemnot oder Ohnmacht – solltest Du dringend handeln.

Ein medizinischer Notfall besteht, wenn das Untergewicht zu einem Kreislaufversagen oder Organversagen führt. Dies ist nicht nur bei Magersucht der Fall, sondern kann auch durch Tumorerkrankungen oder chronische Infektionen ausgelöst werden. Die Grenzen sind fließend. Es gibt Menschen mit einem BMI von 16, die sich noch belastbar fühlen – und andere mit einem BMI von 18, die bereits massiv eingeschränkt sind. Entscheidend ist das Gesamtbild aus körperlichen, psychischen und sozialen Faktoren.

Wenn Du selbst betroffen bist oder jemanden kennst, der sich in kurzer Zeit stark verändert hat, zögere nicht. Auch wenn es schwerfällt, frühzeitig einzugreifen, schützt das vor langfristigen Schäden. Untergewicht muss nicht dramatisch aussehen, um gefährlich zu sein. Dein Körper meldet sich oft früh – und wenn Du auf ihn hörst, kannst Du Schlimmeres verhindern. Warten verschärft das Problem – Handeln bringt Heilung näher.

23. Diagnostische Wege und ärztliche Hilfe

Der Weg zur Diagnose beginnt meist mit einem offenen Gespräch – mit dem Hausarzt, einem Ernährungsberater oder einem Facharzt für innere Medizin. Du solltest ehrlich angeben, wie viel Du wiegst, ob sich Dein Gewicht verändert hat, wie Dein Essverhalten aussieht und ob es Symptome gibt wie Kälteempfindlichkeit, Ausbleiben der Periode oder extreme Müdigkeit. Je mehr Informationen Du teilst, desto gezielter kann Dir geholfen werden.

Die Untersuchung umfasst meist eine körperliche Kontrolle, die Bestimmung von Größe, Gewicht, BMI und oft auch die Messung des Körperfettanteils. Hinzu kommt eine ausführliche Blutuntersuchung, um Nährstoffmängel, Hormonspiegel und Entzündungswerte zu prüfen. Wenn ein Verdacht auf eine organische Erkrankung besteht, folgen zusätzliche Tests wie Ultraschall, Stuhlproben oder spezielle Hormonanalysen.

Im Fall von Essstörungen ist häufig ein psychologisches Gespräch Teil der Diagnostik. Dabei wird Dein Selbstbild, Deine Beziehung zum Essen und Dein psychischer Zustand beleuchtet. Das ist kein Test, den Du „bestehen“ musst – sondern eine Chance, Ursachen zu erkennen und gezielt zu behandeln. Scheue Dich nicht, ehrlich zu sein. Je offener Du mit Deinem Zustand umgehst, desto größer ist die Chance auf eine nachhaltige Verbesserung.

24. Therapeutische Möglichkeiten

Die Therapie bei Untergewicht richtet sich nach der Ursache. Bei körperlichen Erkrankungen steht die Behandlung der Grunderkrankung im Mittelpunkt – etwa die Einstellung der Schilddrüse, die Behandlung von Darmerkrankungen oder die Regulierung von Blutzuckerwerten. Zusätzlich wird versucht, durch kalorien- und nährstoffreiche Ernährung das Gewicht zu stabilisieren und aufzubauen. Dabei helfen oft spezielle Produkte wie Trinknahrung oder angereicherte Mahlzeiten.

Bei psychisch bedingtem Untergewicht, etwa durch Essstörungen, ist eine Kombination aus Ernährungsberatung, Verhaltenstherapie und – in schweren Fällen – stationärer Therapie notwendig. Ziel ist es nicht nur, an Gewicht zuzunehmen, sondern auch das Verhältnis zum eigenen Körper und zum Essen zu normalisieren. Der Aufbau von Selbstwert, Stressbewältigung und der Umgang mit sozialen Auslösern sind zentrale Bestandteile dieser Behandlung.

Oft braucht es Zeit, Geduld und Rückschläge. Aber mit einem gut aufgestellten Team – bestehend aus Ärzten, Psychologen, Ernährungsberatern und vertrauten Angehörigen – ist der Weg zurück in ein gesundes Gewicht machbar. Wichtig ist, dass Du Dich nicht schämst, Hilfe anzunehmen. Es geht nicht um Schuld oder Disziplin, sondern um Deine Gesundheit. Jeder kleine Schritt zählt – und Du musst ihn nicht allein gehen.

25. Den Körper verstehen – rechtzeitig handeln

Untergewicht ist mehr als eine Zahl auf der Waage. Es ist ein komplexes Zusammenspiel aus körperlichen, seelischen und sozialen Faktoren – und oft ein stummer Hilferuf des Körpers. Je früher Du diesen Ruf hörst und reagierst, desto besser kannst Du gegensteuern. Ob durch bessere Ernährung, medizinische Hilfe oder therapeutische Begleitung: Es gibt viele Wege, wieder zu Kräften zu kommen.

Dein Körper braucht Energie, um Dich durch den Alltag zu tragen – zum Denken, Fühlen, Lachen, Bewegen und Lieben. Wenn Du das Gefühl hast, dass Dir diese Energie fehlt, höre auf Dein Bauchgefühl. Beobachte Dich ehrlich, hole Dir Rückmeldung von Menschen, denen Du vertraust – und scheue nicht den Gang zum Arzt oder zur Beratung. Untergewicht ist kein Makel, sondern eine behandelbare Herausforderung.

Du verdienst es, Dich wohlzufühlen – in Deinem Körper, in Deiner Haut und in Deinem Leben. Lass nicht zu, dass ein unbemerktes Untergewicht Dich davon abhält. Der Weg zurück zu Stabilität und Gesundheit beginnt mit einem kleinen Schritt: dem Mut zur Erkenntnis. Und dieser Schritt liegt in Deiner Hand.


Tabelle: Anzeichen und Symptome von Untergewicht (alphabetisch sortiert)

Anzeichen / Symptom Mögliche Bedeutung Bemerkung
Appetitlosigkeit Körpersignal bei Energiemangel Kann körperlich oder psychisch bedingt sein
Ausbleibende Periode Hormonstörung bei Frauen Kritisches Anzeichen bei langfristigem Mangel
Blasse, trockene Haut Nährstoffmangel, schlechte Durchblutung Oft früh erkennbar
Depressionen, Antriebslosigkeit Hormonmangel und Energiemangel Besonders häufig bei jungen Erwachsenen
Frieren/Kälteempfindlichkeit Fehlende Isolationsschicht durch Körperfett Verstärkt bei niedrigem Blutdruck
Haarausfall Protein- oder Eisenmangel Auch durch hormonelle Dysbalance möglich
Herzrhythmusstörungen Elektrolytstörungen, Kalium- oder Magnesiummangel Bei schwerem Untergewicht lebensbedrohlich
Konzentrationsstörungen Mangelhafte Glukoseversorgung des Gehirns Geht oft mit Müdigkeit einher
Muskelschwäche Verlust an Muskelmasse durch Energiemangel Verstärkt sich bei fortschreitendem Mangel
Niedriger Blutdruck Folge verminderter Herzleistung Erhöht das Risiko für Schwindel und Stürze
Sozialer Rückzug Scham, Isolation, psychische Belastung Häufig bei Jugendlichen mit Essstörung
Unregelmäßiger Stuhlgang Gestörte Darmflora und langsame Verdauung Kann Appetit weiter verschlechtern
Unterkühlung Schweres Warnzeichen bei starkem Untergewicht Medizinischer Notfall bei < 35 °C Körpertemperatur
Verdauungsprobleme Folge von Enzymmangel oder Nahrungsvermeidung Häufig nach Phasen des Fastens
Verminderte Libido Hormonmangel durch Energiemangel Gilt für beide Geschlechter
Wachstumsstörungen Besonders bei Kindern und Jugendlichen relevant Verzögerte körperliche Entwicklung möglich
Zahnprobleme Bei Mangel an Kalzium, Vitamin D und Eiweiß Auch bei Essstörungen durch Erbrechen relevant

 

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